So wie man bei der Handarbeit Werkzeug als Hilfen benötigt, so bedarf es auch bei der geistigen Kopf-Arbeit des notwendigen “Geistwerkzeugs“ als Verständnishilfe und speziell bei der Erlangung von Menschenkenntnis als Einschätzungshilfe. Dabei folgt KEH beim Herausfinden und bei der Bestimmung des Ausprägungsgrades festgelegten Regeln, von denen das Prinzip der Gegenprüfung die wichtigste ist.
Zur fundierten Menschenkenntnis sind bei KEH spezifische Instrumente entwickelt worden.
Der KEH-Arbeitsbogen ist als Standardbogen das Basisinstrument. Er enthält, jeweils als Merkmalset dargestellt, 24 für betriebliche Aufgaben wichtige Persönlichkeitsmerkmale. Dies sind in überholter Schwarz-Weiß Betrachtung insgesamt 48 Charaktereigenschaften. Dabei werden die an jeder Merkmalseite positiven Eigenschaften (Stärken) in Kurzform aufgelistet. Es wird aber auch aufgezeigt, zu welcher negativ zu sehenden Verhaltensweise (Schwächen in Form von Vorwurf und Tadel) es führen kann, wenn eine Eigenschaft übertrieben und unangemessen für Situation und Mensch praktiziert wird. Zwar legt der Handelnde dann seiner Tat immer noch ein subjektiv positives Verhaltensmotiv zugrunde, aber die objektive Außenwirkung in der Gesellschaft ist negativ; sein psychologischer Handlungsansatz wirkt unpassend, unangemessen, fehlerhaft. Dies macht der KEH-Arbeitsbogen erkennbar.
Für nahezu alle im Alltag relevanten Charakter-Eigenschaften sind solche Merkmalsdarstellungen verfügbar und können beliebig in Anzahl und nach Notwendigkeit für einzelne Aufgabenstellungen ausgewählt und zu einem individuellen Inventar zusammengestellt werden.
Die einzelnen Merkmale lassen sich gliedern in:
Die Instrumente im einzelnen sind:
Ausführliche Merkmalsbeschreibungen für alle relevanten Persönlichkeitsmerkmale legen dar, welche positiven inneren Einstellungen, Fähigkeiten und Wertvorstellungen mit dieser Eigenschaft verbunden sind und auch zu welchen typischen negativen Fehlhaltungen und Verhaltensvorwürfen es führt, wenn eine starke Ausprägung unpassend für Aufgabe und Situation eingesetzt wird. Genie und Wahnsinn liegen bekanntlich dicht beieinander, denn Stärken sind potenzielle Schwächen und Schwächen sind potenzielle Stärken.
Für die völlig übertriebene, extreme Ausprägung einer Stärke werden zusätzlich die dafür spezifischen Ängste beschrieben und so die im Alltag allgemeinen und diffusen Angstvorstellungen an die richtige Stelle platziert und behandelbar gemacht.
Diese notwendige Differenzierung von Ängsten und ihre Abgrenzung zur Furcht ist vor allem auch durch Manès Sperber bewusst geworden.
Schlüsselsituationen beschreiben für jedes Merkmal eine Vielzahl von typischen Alltagssituationen, bei denen dieses Merkmal zum Vorschein kommt und/oder mitspielt.
Das Werturteil bei der Bewältigung einer Schlüsselsituation kann kulturabhängig sein. Bei vorgeschriebener und normierter Verhaltensweise ist die Situation eindeutig, bei gesellschaftlich strittiger Wertung ist sie ambivalent.
Auf dem Erleben von Schlüsselsituationen beruht im Alltag gewöhnlich die Menschenkenntnis. Erfahrungen und Beobachtung von Schlüsselsituationen werden gesammelt, in einem unbewussten persönlichen Inventar (meist schwarz-weiß geformt) verarbeitet und bewertet. Dabei ist natürlich der eigene Standort der Ausgangspunkt für die Bewertung; und der kann zuweilen recht einseitig sein und zu Fehleinschätzungen führen.
Schlüsselsituationen sind immer die normale Fundgrube für Menschenkenntnis, wenn jemand nicht über besondere Techniken der Schnellerkennung verfügt. (siehe unten)
Was für viele überraschend klingt: Jeder Mensch ist in der Psychologen-Rolle, wenn er sich und andere einschätzt und meistens ja auch bewertet; sein Inventar als theoretische Basis ist ihm in der Regel jedoch nicht bewusst.
Lernprogramme sind für alle Merkmale verfügbar. Es handelt sich hierbei um Aktivitäten, die für Lernprozesse und das Coaching empfohlen werden, wenn Fehlverhalten durch Einseitigkeiten einsichtig geworden ist. Sie sind aus den eindeutigen Schlüsselsituationen abgeleitet und zeigen auf, was der Mensch am Gegenpol stets richtig macht, wenn es darauf ankommt und notwendig ist. Insoweit sind die Lernprogramme die ideale Basis für Lernpartnerschaften bei gegensätzlichen Charaktereigenschaften. Ohne Kenntnis der Komplementarität entstehen in solchen Situationen oft Konflikte und Feindschaften.
Von Nossrat Peseschkian stammt die treffliche Aussage: „Von meinem größten Feind kann ich am meisten lernen.“
Zusätzlich zu diesen Erkennungstechniken, die voraussetzen, dass man einen Menschen gut kennt, weil man ihm häufig begegnet, enthält KEH spezielle Instrumente zur Schnellerkennung von Menschen, die man zuvor nicht gekannt hat.
Schnellerkennung beruht auf dem Wertempfinden und Sprachgebrauch eines jeden Menschen und folgt den Erkenntnissen von Seneca eines "Menschen Rede ist seine Lebensweise" und Platon "Wie der Mann, so das Wort".
Charaktererkenntnis über Spracherkennung setzt ein analytisches Gehör - also genaues Hinhören und wortgetreues Speichern - voraus.
Instrumente der Schnellerkennung sind:
Interviewfragen sind in geeigneter Fragetechnik aufgebaute Schlüsselsituationen, die in Bewerbungs-gesprächen und in Assessments zum Einsatz kommen. Hierbei liegt keine gemeinsam erlebte Situation vor, sondern man lässt sich ein Geschehen schildern, das man als Fragesteller nicht miterlebt hat.
Ein besonders bewährtes Instrument sind Explorationshilfen.
Sie enthalten für jedes Persönlichkeitsmerkmal eine Ansammlung von 10 Wertbegriffen, die präzise definiert sind und vom Probanten auf einer Skala von +3 bis -1 nach seinem persönlichen Wertempfinden beantwortet werden. Die Auswertung führt zu einem quantitativen Abgleich der beiden zuammengehörigen Merkmale und ermöglicht eine ziemlich exakte Erkennung des Ausprägungsgrades im komplementär- polaren Merkmalset.
Begriffswertungen enthalten ambivalente Begriffe, die für ein Persönlichkeitsmerkmal mehrfach aufgelistet sind. Sie sind umgangssprachlich nicht durchgängig positiv oder negativ konnotiert. Die Einordnung in ein Plus-Minus-Raster verrät den persönlichen Standort, und bei gehäuften gleichwertigen Aussagen kann man wiederum den Hang zu einer Merkmalsseite blitzschnell erkennen.
Begriffswertungen sind schwieriger zu handhaben und nicht immer zielsicher, weil sie von Wunschbildern beeinflusst sein können. Auch können Begriffe im Laufe der Zeit Umwertungen unterliegen und von sprachlichen Modeausdrücken überlagert sein.
Nicht garantierte Zielsicherheit gilt auch für das Instrument der Wahrnehmungshilfen. Sie enthalten neben körpersprachlichen Signalen vor allem auch sprachliche Ausdrucksweisen.
So kann man aus der Körpersprache auf bestimmte Charaktereigenschaften schließen, wobei man körpersprachliche Rückschlüsse nur bei einigen Merkmalen treffsicher ziehen kann.
Für andere aber gilt: man bringt nicht schlüssig in Erfahrung, ob es sich um einen einmaligen vorübergehenden Eindruck oder um ein dauerhaft charakterliches “Eingebranntsein“ handelt.
Hierfür haben Max Lüscher mit seinen Signalen der Persönlichkeit und Horst Rückle mit seiner Körpersprache hilfreiche Fingerzeige gegeben.
Im sprachlichen Ausdruck sind neben den schon erwähnten ambivalenten Begriffen vor allem häufig wiederkehrende Aussagen, Bekräftigungen und Verneinungen, Bekenntnisse und manchmal auch negative Wahrnehmungen und benutzte Schimpfwörter besonders aufschlussreich.
Eine besondere Herausforderung und Notwendigkeit für Schnellerkennung liegt in der Durchführung von Assessments. Hier stellt KEH ein Repertoire von Einzelbefragungen, Einzelübungen und Gruppen-Übungen zur Verfügung, die nicht hypothetisch und auch nicht künstlich konstruiert sind, sondern live durchgeführt werden.
Selbsteinschätzungen werden den herausgefundenen Ergebnissen gegenübergestellt und in einem feedback-Gespräch abgeglichen. Die Dramaturgie mit der Offenlegung von Methode und Inventar, dem wertschätzenden Ansprechen der Teilnehmer und dem fairen feed-back-Gespräch garantiert eine hohe Akzeptanz der Befunde.
In den Assessments wird insbesondere durch die Dauer-Beobachtung des spezifischen Wortgebrauchs – bis in die Füllwörter hinein – insbesondere auch die Denkstruktur schnell erkennbar. Hierbei sind negative Denk-Vorwürfe besonders aufschlussreich.
In der immer dominanter werdenden geistigen Arbeit sind Assessments, auch wenn sie aufwendig sind, oft ein Garant für künftig gute Zusammenarbeit.
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